@ Thomas Kovacs
Für mich ist nach allem, was ich lese, was ich mir versuche, genau vor Augen zu führen, nicht mehr sicher, ob das Vat. I nicht genauso ungültig ist wie das Vat. II. Dieser ganze Wahnisinn vom „ordentlichen Lehramt“ und der bewussten und rigiden Ausgrenzung der Theologen, Philosophen und sehr wohl auch der Mystiker aus dem Lehramt ist nun mal nicht „katholisch“..
Man kriegt diese Ideologie des 19. Jh doch gar nicht zusammen mit der Realität der Zeiten davor.
Sie erwähnen Konstanz: dort haben letztendlich Theologen lehramtliche Klarstellungen betrieben (Sorbonne-Theologen) und die Autorität des Konzils setzte drei Päpste ab und wählte einen neuen.
Die Tradi-Ideologie biegt das so hin, als habe eben doch ein rechtmäßiger Papst (einer der drei) das Konzil überhaupt erst „ordentlich“ einberufen und die Entscheidungen gefällt. Das Dekret „Haec sancta“ sei häretisch und ungültig gewesen. Nun ist das Tradi-Märchenstoff, denn die Kirche hat das Dekret niemals zurückgenommen. Wie auch – anders wäre sie zerbrochen. Es ging doch damals nicht anders! Aber bitte: Tradihausen besteht darauf, dass „Haec sancta“ entweder eine einmalige Ausnahme oder ungültig war…
Das ist aber historischer Bullshit, denn so wars nun mal nicht. So wars auch schon 1000 Jahre vorher nicht, wo eben nicht Päpste, sondern Kaiser und Könige Konzilien einberiefen und die Lehre gegen verrückte Päpste und Bischöfe durchsetzen und verteidigen mussten.
Sie waren keine Theologen und keine geweihten Kleriker. Sie waren aber Propheten, wenn sie den rechten Glauben zur rechten Zeit verteidigten. Und ich wüsste nicht, wo die Kirche früher dieses Prophetenamt durch Monarchen oder auch andere Leute, Männer, Frauen ohne irgendeine „Autorität“, aber mit dem Glauben eines Löwen, abqualifiziert und gegängelt hätte.
Nach der angeblichen Lehre der Kirche, wie sie das 19. Jh festschreiben wollte, wäre die Kirche schon im 4. Jh untergegangen. Spätestens in Konstanz…
Andersrum wird ein Schuh draus: Wenn es in der alten Zeit so und so legitim ging, dann muss es prinzipiell auch heute so gehen können.
Allerdings muss dennoch eine echte spirituelle Ordnung existieren. Es müssen Glaubensmänner leben, die man als solche auch erkennen kann. Wurde der hl. Bonifaz aus Rom dermaßen gegängelt, wie das heute der Fall ist?
Nein – und darum ist es fraglich, ob diese Entwicklung nicht die Kirche erstickt hat vor lauter säuerlicher Rechtgläubigkeit, die am Schluss nur das war, was sie zu vermeiden suchte.
Es ist ersichtlich, dass die derzeitigen Entwicklungen keine Lösung ermöglichen. Die FSSPX ist eine altbackene Märchenstube. Die Sedisvakantisten sind zu großen Teilen einfach Verrückte mit kleingeistigen Ideen und Milchmädchenrechnungen am Fließband und fußen alle auf den Ammenmärchen des 19. Jh.
Ich weiß nicht – letztendlich ist der Herr der Heiland der Kirche. Er wird es machen, warten wir es ab und tun wir bis dahin unser Bestes und Ehrlichstes. Beten wir und studieren wir redlich…