Jetzt denken Sie doch mal scharf nach, @ hicesthodie:
Sie zitieren vom Vat. II
„Durch die ganze Lehrweise wecke man in den Alumnen den Drang, mit methodischer Strenge nach der Wahrheit zu suchen, in sie einzudringen und sie zu beweisen und gleichzeitig die Grenzen menschlicher Erkenntnis ehrlich anzuerkennen.“
Dieser „Weg“ funktioniert nicht, weil da ein kleines, aber wichtiges Deatail völlig ausgeblendet wurde:
Dass jeder immer noch selbst und alleine glauben muss, so, als hätte vor ihm keiner geglaubt. Ich brauche die, die mir den Glauben vermitteln und doch können sie ab einem bestimmten Punkt niemals für mich glauben und auf sie kann ich mich nicht herausreden, wenn es hart kommt.
Man kann nur eindringen in das, was man noch nicht kennt, man kann nur als wahr erkennen, was man zuvor noch nicht erkannt hat.
Wenn die Kirchenväter allesamt diese „Wahrheit“ noch auf vielen Irrwegen erringen durften, der Heutige soll sie erst schlucken und anschließend „mit methodischer Strenge“ verdauen und dann – ja: was dann? Ein geradezu fäkalischer Erkenntnisweg. Der Volksmund nannte so etwas immer Klugsch…erei. Vornehmer: Fachidiotentum. geistlos. Herzlos. Ohne Glauben sowieso.
Natürlich nimmt man erst einmal „rezipierend“ einen Traditionsbestand auf!
Aber kein Mensch auf Erden wird diese Tradition weiter entfalten können, wenn er nicht wenigstens spielerisch dazu Distanz einnehmen kann.
Auch ein hl. Thomas hätte niemals seine Fragen stellen können, wenn er nicht die möglichen Antworten, auch die kontroversen, in aller Freiheit hätte durchspielen dürfen. Hätte er vorher gewusst, was hinten rauskommt, hätte er erst gar nicht zu fragen brauchen. Und ein reiner Apologet war er mitnichten!
Das Ergebnis sehen Sie doch buchstäblich vor Augen: auf der einen Seite fehlt den Priestern jede Bildung, gleich ob Tradis oder Moderne, auf der andern Seite sind sie verknöcherte Thomisten, die davon abgehalten werden, die methodischen Wege des hl. Thomas ehrlich und frei anzuwenden für hier und heute.
Eine peinliche Neuscholastik ist da übriggeblieben, die nichts gebracht hat als Scham und weiterhin so viele Antworten schuldig bleibt, weil sie die Fragen erst gar nicht zu stellen wagt.
Schon im 19. Jh waren nur die Neuscholastiker von Wert, die nicht nur Neuscholastiker waren. Etwa Scheeben. Oder später im 20. Jh Edith Stein – das eine tun, das andere aber nicht lassen.
Zum Philosophieren gehört zwingend die Distanz zum Thema, das man erschließen will.
Was ich nicht selbst und mit eigenen Händen ergriffen habe, das habe ich niemals erworben.
Das ist die Wahrheit.